Sonntag, 15. Dezember 2013

Family Business - Die Uhren die ich erbte und Eine, die ich vererben möchte...


Hallo liebe Gemeinde!



Als mein Vater vor vor nunmehr 28 Jahren verstarb, erbte ich als damals 13jähriger den Seiko Chrono meines Vaters.


Leider war die Uhr nicht mehr wirklich funktionstüchtig. Er hatte sie schon vor seinem Tod nicht mehr häufig getragen. Das Armband war leider kaputt, weshalb ich es in meinem jugendlichen Leichtsinn damals entsorgte und die Uhr in irgendeiner Kiste vergrub.

Irgendwann entdeckte ich das gute Stück wieder und begann mich dafür zu interessieren. Ich gebe zu, dass ich zu diesem Zeitpunkt Seiko nicht wirklich mit Mechanik und schon gar nicht mit Schaltrad in Verbindung gebracht habe. Ich entschloss mich, die Uhr irgendwie wieder zum Laufen zu bringen.

Also, ab ans Telefon, Seiko Deutschland anrufen und fragen, ob es noch Teile gibt... Die ernüchternde Antwort: Was so eine alte Uhr haben Sie? Da haben wir nichts mehr für... Ich antwortete, dass ich das sehr schade finde und es sich um die Uhr meines verstorbenen Vaters handele und ich sie gerne repariert hätte... Darauf die mitleidige Antwort: Na, dann schicken Sie sie mal her, ich will sehen, was ich machen kann...

Nun denn, gesagt, getan! Ab damit zu Seiko und nach vielen Wochen bangen Wartens kam sie dann zu mir zurück. Sie lief - dank eines Seiko Uhrmachers - einwandfrei, befand sich allerdings an einem grauenvollen Klapperarmband aus dem Zubehör von Seiko, da Originalbänder nicht mehr verfügbar waren. Das war wirklich unerträglich, daher habe ich es zurückgeschickt und trug sie zunächst am Bundeswehr-Armband von SINN. Das war nicht wirklich optimal, sah aber deutlich besser aus, als ein 99 Cent Quarzuhrenband.




Ich hatte keine Ahnung von Seiko Uhren und wollte dann mal wissen, um was für ein Modell es sich handelt und insbesondere wie alt sie war. Gut, dass es Uhrenforen gibt...

...also stellte ich die Bilder der Uhr im Forum ein und fragte in die Runde, ob mir jemand helfen kann, das Alter zu bestimmen und ob jemand weiß, wo ich ein NOS Armband für das Ding herbekomme.

Ich bekam sofort Hilfe und konnte mit den Ratschlägen im Forum ermitteln, dass es sich um eine Uhr aus 1974 handelte. Mein Vater war als Maschinenbaumeister in der Baubranche und arbeitete mehrmals im Jahr auch auf Montage in entfernteren Ländern. Die Uhr brachte ihm seinerzeit ein Arbeitskollege aus, ich glaube, Saudi Arabien mit. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er sehr stolz darauf war. Dass muss ca. 1977 gewesen sein. Die Uhr lag also scheinbar drei Jahre bei irgendeinem Konzi rum. Das gab's also auch schon damals.

Dann bekam ich wertvolle Tipps, wie ich an ein originales Fishbone-Armband zu der Uhr komme. Ich hatte das Originale ja leider viele Jahre zuvor entsorgt. Heute weiß ich, dass man nur ein, zwei neue Stifte benötigt hätte, um das wieder hinzubekommen.

Ich bekam die Daten eines Händlers aus England (myretrowatches.com), der noch ein paar dieser alten Klapperbänder hatte. Über eBay war das schnell geordert und nach etwas mehr als einer Woche hatte ich das Ding in der Post, wunderbar 70er-Jahre-Style, klapprig und es steht sogar Seiko auf der Schließe.

Ich habe zwar keine Ahnung, ob es ein Original ist oder nicht, aber es sieht cool aus.





Nun war die Uhr meines Vaters wieder vollständig und seitdem trage ich sie zwar selten, aber immer wieder gerne. Nächstes Jahr wird sie 40 Jahre alt und läuft - dank Seiko Deutschland - immer noch wie am ersten Tag. Das ist aber kaum ein Wunder, trägt sie doch in ihrem Inneren ein wunderbares Schaltrad-Chrongraphen-Kaliber, das sich hinter Schweizer Uhrmacherkunst nicht verstecken muss.

So viel zur Uhr meines Vaters.

Einige Jahre nach meinem Vater verstarb auch mein Opa. Meine Oma hütete seine Uhren und seinen Schmuck in einer kleiner Kiste. Als ich dann mit Uhren anfing, holte sie irgendwann die Kiste aus dem Schrank und meinte, ich solle mal gucken, ob ich die Uhr von Opa gebrauchen könne. Das war ein ziemlich alte, ziemlich gerockte Uhr mit einem schäbigen, voll verkratzten Hesalitglas.

Ich konnte kaum erkennen, welches Logo auf der Uhr war. Nach genauem Hinsehen fand ich den griechischen Buchstaben: Omega! Es handelte sich also um eine alte Omega Seamaster. Ich gab die Uhr einem Juwelier in Münster, wo ich seinerzeit studierte und bat ihn darum, sie zu restaurieren.

Ich war wirklich erstaunt, was ich zurückbekam: Eine Uhr, die aussah, als wäre sie gerade aus dem Laden gekommen, mit einem Zifferblatt und Zeigern, die ihr Alter dennoch verrieten. Das gefiel mir wirklich sehr gut.

Heute trage ich sie indes nicht mehr, das sie mit ihren 34mm Durchmesser alles andere als zeitgemäß ist und an meinem Arm wirkt, als wäre es die Uhr eine Konfirmanden.

2005 starte Omega eine groß angelegte Aktion zum Thema Seamaster und bot an, für alte Seamaster Modelle einen kostenlosen Stammbuchauszug zu erstellen, wenn man die Uhr einschickt. Dahinter stand natürlich das Angebot einer Revision für die Uhr, das ich allerdings ablehnte, weil Omega schon damals 495 EUR dafür haben wollte und das meines Erachtens den Gesamtwert der Uhr überstieg. Das Zertifikat nahm ich allerdings gerne.


Und so erfuhr ich auch, wann mein Opa die Uhr gekauft hatte und wohin sie geliefert wurde. 


Ich erfreue mich noch heute an diesem sehr schön gestalteten Zertifikat. Ich konnte sogar ermitteln, in welchem Geschäft mein Opa die Uhr erworben hat. Noch heute ist dort im Essener Süden einen Uhren-Geschäft, das allerdings nichts mehr mit dem ursprünglichen Geschäft zu tun hat.

Soviel zu den Uhren, die ich selbst geerbt habe. Es ist sind keine großen Schätze, allerdings haben sie einen hohen ideellen Wert. Ich kann daher ausschließen, dass sie mich jemals verlassen werden.

Wenn ein solcher Uhrenfreak wie ich Vater wird, denkt er natürlich auch darüber nach, was er seinem Nachwuchs hinterlassen kann und so heckte ich den Plan aus, am Tag der Geburt meines Sohnes eine Uhr zu erwerben, damit der Geburtstag in der Garantiekarte festgehalten wird.

Ich dachte über so einiges nach, aber damals war ich den sogenannten Underdogs sehr zugetan. Ich stand total auf die kleinen Marken der unabhängigen Uhrmacher. Besonders gerne mochte ich einen kauzigen Typen aus dem Schwarzwald namens Jörg Schauer. Die Uhren fand ich sehr ungewöhnlich und vom Design her sehr klassisch, aber doch avangardistisch.

So fiel meine Wahl auf eine Jörg Schauer Day-Date in der limitierten Fassung mit altem DuRoWe Kaliber aus den 70er Jahren. Ich fand diese Uhr so schön, weil sie zwei Dinge mit einander verband, im Uhrwerk etwas, das fast so alt war wie ich selbst und im Design etwas modernes, das aus der Zeit der Geburt meines Sohnes stammt.

So kam ich an die Uhr für Vater und Sohn, die Schauer Day Date, die mein Sohn zu seinem 18. Geburtstag von mir erhalten soll.



Das Design der Uhr ist sehr schlicht und wird hoffentlich auch in zwanzig Jahren noch modern sein. Mir gefällt die schräge, geschraubte Lünette sehr gut.


Das alte DuRoWe Kaliber ist sehr schlich gehalten und sicherlich auch kein uhrmacherisches Highlight, aber ist stammt aus deutscher Produktion der 70er Jahre und ist damit der Grund für eine komplett in Deutschland gefertigte Uhr.


Ich trage auch diese Uhr eher selten, da ich sie in einem guten Zustand übergeben möchte. Dennoch möchte ich, dass mein Sohn auch einen Bezug zu der Uhr entwickelt. Ich habe sie auf dem ersten gemeinsamen Foto mit meinem Sohn bereits getragen, so dass er auch später beim Anblick seiner Kinderfotos immer wieder den Bezug herstellen kann.

Sicher hätte ich auch eine Rolex kaufen können. Da hätte ich wahrscheinlich die bessere Geldanlage für mein Kind getätigt, aber bei dieser Uhr ist sichergestellt, dass sich nicht an jeder Ecke liegt und auch, dass man sie eher nicht verkauft.

Ich mag sie!

Vielen Dank für's Reinschauen!

Gruß,

Oliver



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