Samstag, 15. Februar 2014

Sie lügt... aber ich mag sie trotzdem!!!

Liebe Gemeinde,

heute möchte ich eine Uhr vorstellen, die eine dreiste Lüge propagiert. 

Ich gebe zu, dass ich sie nicht auf Anhieb mochte. Eigentlich ist sie auch nur bei mir gelandet, weil ich ein Paket angeboten bekam. Die Andere wollte ich so sehr, dass ich sie mitnahm. Na ja, dachte ich, kannst das Ding ja wieder verkaufen. Hauptsache die Andere ist bei Dir.

Dann nahm ich sie immer wieder in die Hand und mehr und mehr eroberte sie mein Herz. Besonders freuten mich die beiden großen "T"'s auf dem Zifferblatt. Ich dachte echt, dass ich die letzte Submersible mit einem "T"-Dial erstanden hätte. Ehrlich gesagt wunderte ich mich allerdings schon, dass das "T" so gut erhalten war.



Und da sind wir auch schon bei der Lüge... Das Blatt ist nämlich eine Mogelpackung. Da ist so viel Tritium drauf wie auf meinem Butterbrot, nämlich NIX! 

Waaaaaaaaas?  

Das sieht man übrigens am besten an einem Lume Shot:



Und auch ein kleines anderes Detail erkennt man auf dem Bild. Richtig! Die Perle auf der "12" leuchtet bei weitem nicht so stark wie das Blatt. Das liegt daran, dass sie tatsächlich aus "T" ist! Das ist aber auch das Einzige, was an dieser Uhr aus Tritium ist.

Und trotzdem...

...finde ich sie total geil! 

Das Ding gibt es nur 250x, es ist brutal hoch und unter den Ziffern auf der Lünette sammeln sich immer wieder Fussel (sieht man toll auf dem ersten Bild).

Mittlerweile habe ich das perfekt passende Band für die Uhr gefunden. Es ist ein 74er, na ja eher 71er, von Mays, dass ich in stabiler Subzilla-Dicke von 5mm anfertigen lassen habe. Daran trägt sie sich ganz wunderbar, meine PAM285. 

Genug der Worte...

...Bilder:







Und - last but not least - der obligatorische Wristshot:



Danke für's Reinschauen!!!


Gruß,

Oliver

Dienstag, 11. Februar 2014

Eine Taucher-Uhr mit Geschichte

Liebe Gemeinde!

Heute möchte ich eine Uhr vorstellen, die eine sehr schöne und gleichfalls besondere Geschichte hat. Sie fiel mir im Dezember mehr oder minder durch Zufall in die Hände. Sie gehört einer Freundin von mir, die ich über das Watchlounge Forum kennengelernt habe.

Was ist an dieser Uhr besonders...?

Nun, erst einmal ist sie sehr alt, älter als ich... In diesem Jahr feiert sie Ihren 50. Geburtstag. 



Ich habe das Foto ein wenig retuschiert, aber ich denke, dass man die ersten drei Ziffern der Seriennummer noch gut erkennen kann. Es ist die 117xxxx. Gemäß den einschlägigen Seiten im Netz (oysterinfo.de und oysterworld.de) handelt es sich demnach um eine Uhr aus dem Jahr 1964! Dies bestätigt sich auch durch den Stempel, der innen am Boden angebracht ist. Dieser ist gestempelt mit IV/64, was bedeutet, dass die Uhr im vierten Quartal 1964 gebaut wurde.

Auf der anderen Seite der Hörner findet sich die Referenz: 5513


Man erkennt sehr schön, dass die Uhr wahrscheinlich nie - oder wenn doch maximal ein- bis zweimal - poliert wurde. Die Ziffern sind nach all den Jahren noch sehr deutlich lesbar.

Okay, soweit so gut. Es ist eine 5513 aus 1964. Schön, aber die 5513 ist die mit Abstand am längsten gebaute Referenz der Submariner. Über 25 Jahre Laufzeit hatte diese Referenz. Was macht die Uhr also so besonders?

Sie verfügt über ein so genanntes Gilt Dial. Diese Dials sind sehr selten und nur noch wenige Uhren verfügen über die Originale.



Gilt Dial bezeichnet die verwendete Schrift, die im Gegensatz zu heutigen Modellen nicht in weiß sondern in goldener Farbe ausgeführt ist. Darüber hinaus verfügt die Uhr über goldene Zeiger. Der Lumina, in Tritium ausgeführt, wurde Zinksulfat beigemischt. Diese Lume kam bei den Gilt-Blättern wohl nur sehr kurze Zeit zum Einsatz (1964/65). Der Effekt ist, dass sie giftgrün leuchtet, wenn sie angestrahlt wird. Allerdings nur kurz. Altersbedingt strahlt das Tritium nicht mehr und nachts bleibt die Uhr daher dunkel.

Wie schafft es eine Uhr, nach fünfzig Jahren noch weitestgehend im Originalzustand erhalten zu sein?


Das ist relativ einfach. Sie wurde nur eine kurze Zeit getragen und verschwand dann in einer Schublade. So lief es auch bei der hier gezeigten Uhr und damit sind wir bei der schönen Geschichte dieser Uhr:


Für diejenigen, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, übersetze ich hier mal das vorgenannte Schreiben:

Paris, 26.12.2011

Diese Rolex Submariner 5513 wurde in Französisch Polynesien von 1965 bis 1966 eingesetzt.

Während eines Tauchganges ging die Lünette verloren und liegt nun auf dem Grund des Pazifik. Seit diesem Tag wurde die Uhr nicht mehr getragen.

Ein paar Worte zu ihrer Benutzung:

Das Zentrum der pazifischen Atomversuche beauftragte die Forschungsabteilung der Universität „L'Ecole Normale Superieure des Physique de Paris“, ein Seismographennetz über dem Meeresboden zu installieren, um die Auswirkungen der Nukleartests zu kontrollieren.

Nach einer Ausbildung bei Comex wurde die Mannschaft mit Rolex Submarinern ausgestattet. Diese Uhren wurden uns nach Abschluss der Versuche angeboten/überlassen. 

D.R.
.

Dieses Schreiben stammt vom Erstbesitzer, der die Uhr auf allen Tauchgängen getragen hat, bis ihm die Lünette verloren ging. Dann lag sie in der Schublade. Wenn die Uhr sprechen könnte, würde sie sicherlich ein paar tolle Geschichten vom Meeresgrund erzählen können. So wird uns das allerdings verborgen bleiben.

Die Uhr ging vom Erstbesitzer an einen Händler, der auf alte Rolex Uhren spezialisiert ist, und wurde von diesem aufwendig - ausschließlich mit alten Originalteilen - restauriert. Die Uhr hat eine Komplettrevision bei einem Rolex Uhrmacher. Es wurde ein neues altes Superdome-Glas, und eine neue alte Tritiumperle montiert. Die Zeiger wurden nicht getauscht, nur von unten fixiert, um die alte Lume zu erhalten. Ebenso wurde das Dial nicht aufgearbeitet. Es weist an einer Stelle leichten Rost auf, ist allerdings absolut original. Die Uhr wurde bei der Instandsetzung nicht poliert, um den Charakter, und den Originalzustand nicht zu verändern.


Das alte Glas und die Dichtung wurden aufbewahrt, um den Originalzustand zu dokumentieren.

Das montierte Rivetband ist jünger und wurde zur Uhr dazu gekauft, weil das Originalband anderweitig abhanden kam. Das Band ist professionell und gut aufgearbeitet worden und besitzt so gut wie keinen Stretch. 




Ich bin eigentlich kein großer Fan von Vintage Uhren, aber dieses gute Stück hat es mir wirklich angetan. Ich finde die Patina der Uhr wunderschön und bin begeistert, dass man es hier geschafft hat, sie weitestgehend im Originalzustand zu halten. Die Tauchgeschichte, die über einen Brief des Erstbesitzers belegt ist, macht sie wirklich zu etwas ganz Besonderem!


Das schöne an einer Rolex Submariner ist, dass sie auch nach fünfzig Jahren und einem Leben, dass man ihr ansieht, noch eine gute Figur macht. Dieses wundervolle, zeitlose Design macht den Reiz dieser Uhr aus...

...und ich bin noch immer ganz begeistert!

Vielen Dank für's Reinschauen!

Gruß,

Oliver

(Fotos: P.K.)

Sonntag, 9. Februar 2014

Kleine SIHH Nachlese in Sachen Panerai

Liebe Gemeinde!

Ich habe schon lange nichts mehr von mir lesen lassen...

...nun ja, Asche auf mein Haupt! Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust! Der Job hat mich im Januar ordentlich auf Trab gehalten und die freie Zeit war begrenzt. Themen hatte ich auch nicht so richtig und dann kam die SIHH. 

Ich habe mich unwahrscheinlich auf die Neuheiten von Panerai gefreut. Ich hatte ja meine Tipps für die Neuerscheinungen bereits im November hier gepostet. Noch einmal zur Erinnerung:

Radiomir 1940 Base (analog zur 372)

Radiomir 1940 Base Special Edition (SE) Small Egiziano

Radiomir 1940 3 Days (wie PAM399 nur mit P.3001)

Luminor 1950 3 Days Titan (also 372 in Titan)

PAM375 Fiddy Composite

Wow!

Noch nie habe ich - seit ich mich für Panerai interessiere - so daneben gelegen... Nicht EINE dieser Uhren wurde letztendlich vorgestellt und es gab wieder "nur" vier SE's. 

Die Special Editions:

Da werden viele Paneristi in Deutschland sehr sparsam aus der Wäsche geguckt haben. Drei der vier SE's kommen in Edelmetall-Ausführung, eine in Titan. Alle sind Chronographen. Das ist eine konsequente Umsetzung des diesjährigen Themas Chrono-Kollektion und strategisch sehr gut überlegt, dennoch wahrscheinlich nicht unbedingt das, was die Fan Gemeinde in Deutschland erwartet hat und schon gar nicht das, was - in Fachkreisen - Panerai DNA ausmacht.




Die drei Radiomir 1940 Chronographen in der Edelmetallausführung treffen überhaupt nicht meinen Geschmack. Bei Betrachten der ersten Pressefotos habe ich mich gefragt, was das werden soll. Ein Chronograph im Cali-Design mit angeschnittenen Ziffern? O M G! Ein weißes Blatt in Verbindung mit Painted SLC Dial? Huh! Ein schwarzes SLC Sandwich mit Tachymeterskala? Ach so!

Ich finde das schrecklich, muss aber zugeben, dass die Uhren auf den ersten Live Bildern, die im Netz kursieren viel schöner aussehen, als auf den mir vorliegenden Pressefotos.

Alles in allem sind diese Uhren meines Erachtens weniger für den deutschen Markt gefertigt als für den asiatischen oder russischen Markt. Dort gibt es sicherlich genügend Abnehmer für diese Stücke. 

Im Sinne der Weiterentwicklung der Marke ist dies mithin auch ein mutiger Schritt. Wir können uns ja noch so sehr auf DNA berufen und immer meckern, wenn solche Uhren vorgestellt werden, das ändert aber nichts daran, dass eine Marke, die wachsen will, auch neue Wege gehen muss. Mit DNA spricht man eine kleine Gruppe Freaks an, die breite Masse hingegen interessiert das nicht. Panerai will langfristig deutlich mehr Uhren verkaufen, will dies als Manufaktur mit eigenen Werken tun, und da müssen viele neue Modelle her, mit denen man neue Käufer akquiriert. Nicht mehr und nicht weniger!

Von den SE's gefällt mir allerdings nur die Folgende:



Der Luminor 1950 Chrono Monopulsante Left-Handed 8 Days Titanio ist die gelungene Fortsetzung der PAM368, meiner persönlichen Lieblings-Destro. Das Design spricht mich an und ich habe mich bereits als großer Destro-Liebhaber geoutet. Die Uhr verfügt auch über ein wunderschönes Werk. Leider habe ich hierzu keine Bilder. 

Bei dieser Uhr könnte ich glatt schwach werden.

Das war's mit SE's???

Nein, ganz sicher nicht. Wer sich an die SIHH2013 erinnert, wird noch gut wissen, dass dort auch nur vier SE Modelle vorgestellt wurden. Am Ende des Jahres waren es dann plötzlich doch Elf (inkl. der Taschenuhr, die auf der Homepage nicht mehr unter den SE's gezeigt wird). Auch da waren es zwar eher Modelle für den gut gefüllten Geldbeutel, aber immerhin waren es mehr als Vier!

Ich bin daher ziemlich sicher, dass uns weitere Überraschungen dieses Jahr erwarten. Ich glaube sogar, dass es die Strategie von Panerai ist, zukünftig nur noch einen kleineren Teil der Neuheiten auf der Messe zu präsentieren und dann über's Jahr immer wieder Aufmerksamkeit zu erhalten. Auch das ist meines Erachtens völlig richtig, weil sonst alles im Messewirbel untergeht.

Die bereits aufgetauchten Bilder zweier weiterer SE's lassen hoffen:

Quelle: http://www.network54.com/Forum/353391/thread/1390204647/



Quelle: http://distilleryimage6.s3.amazonaws.com…f19e5af3a_8.jpg
Beide Uhren (PAM569: Luminor Submersible Left-Handed Titanio und PAM590: Luminor Marina 8 Days Boutique Edition) sind inzwischen von Panerai auch bestätigt. Die PAM590 wird es leider zunächst nur für den amerikanischen Markt geben, Fans in Europa müssen hoffen, dass Panerai sie zu einem späteren Zeitpunkt auch in Europa veröffentlicht oder sie sich aus den Staaten importieren. Das dürfte nicht ganz einfach werden, da es sicher deutlich mehr Bestellungen als Uhren geben wird. Da ist zu befürchten, dass wieder horrende Schwarzmarktpreise für die Uhr bezahlt werden müssen. 

Die PAM569 finde ich - als Destro-Lover - natürlich sehr gelungen. Das Hobnail Dial passt super zum Titangehäuse. Einziger kleiner Kritikpunkt ist das Datum bei der "9". Darauf hätte man meines Erachtens zugunsten einer "9" verzichten sollen, so wie man es bei der wunderschönen PAM358 (PAM285 als Destro, 100 Stk. für Chronopassion) getan hat. Von der PAM569 werden meiner Information nach 1000 Stück gebaut.

Ich bin auch nach wie vor davon überzeugt, dass es eine Radiomir 1940 mit zwei Zeigern geben wird, die auf den Namen Small Egi hört... Das Jahr ist noch lang!

Die Serienuhren:

In der Serie gibt es keinerlei Überraschungen. Die Luminor 1950 Left-Handed hatte ich bereits vorgestellt. Die Uhr hat Panerai mir schließlich nachgebaut... ;-))


Eine wunderschöne Uhr, wie ich finde (sonst hätte ich meine 372 schließlich nicht umgebaut).

Konsequent geht man den Weg weiter, alle Serienuhren auf eigene Kaliber umzustellen. Daher fallen in diesem Jahr die Base Modelle (mit Ausnahme der LOGO Modelle) alle aus dem Programm und werden zukünftig nur noch mit dem neuen Acht-Tage-Werk P.5000 ausgeliefert.

Diesen Schritt finde ich gut und richtig. Der Preisunterschied zu den ETA Kalibern ist gering. Daher hat man mit den neuen Modellen ein deutlich besseres Preis-/Leistungsverhältnis.






Die Zwei Zeiger Modelle finde ich sehr gelungen. Sehr schön finde ich zudem, dass man sich entschieden hat, bei der Titanvariante wieder eine braunes Dial zu nutzen.




Bei den Drei Zeiger Modellen ergänzt man die, bereits im vergangenen Jahr vorgestellte, PAM510 um die beiden noch ausstehenden Varianten mit weißem Blatt bzw. Titangehäuse. Hier gilt für mich das Gleiche, wie bei der PAM510. Das Blatt ist mir persönlich als Fourliner zu voll. Da hätte ich gerne auf den "8 Days" Schriftzug verzichtet. Trotzdem sind das sehr gelungene Uhren.

Ich gehe davon aus, dass im kommenden Jahr auch die Logo Modelle das Acht-Tage-Werk erhalten und es dann keine Panerai mit Fremdkaliber mehr geben wird.

Das zeigt sich auch an dieser Uhr (Radiomir 1940 Automatic, PAM572) , die ich gerade im Netz fand:

Quelle: http://www.paneraicentral.com/2014/01/panerai-pam572-1940s-radiomir-automatic/
Auch sie wurde nicht offiziell auf der SIHH vorgestellt. Und auch hier gibt es ein neues Kaliber zu bewundern, das neue P.4000 mit Microrotor:




Für mich persönlich ein wunderschönes Werk. Ich bin großer Fan von Microrotor-Kalibern. Auch in meiner VDB Cushion tickt ein solches Werk, allerdings nicht von Panerai sondern von Universal Geneve.

Fazit:

Die Prioritäten sind bei Panerai in diesem Jahr klar gesetzt: Alle Uhren brauchen eigene Werke und neue Modelle sollen neue Käuferschichten bringen. Dies sieht man ganz klar am Ausbau der Radiomir 1940 Kollektion. Auch die oben vorgestellte PAM572 zeigt klar die neue Richtung auf: Flache Uhren mit zeitgemäßer Größe, die man gut zum Anzug tragen kann. Es steht nicht jeder auf 47er Klopper mit 16 bis 20mm Höhe. 

Eingefleischte Panerai Freaks, die auf historisch korrekte Neuauflagen gehofft haben, werden eher enttäuscht, neue Käufer werden massiv angesprochen.

Ich höre jetzt wieder die Leute, die sich beschweren, dass Panerai nur durch die Freaks groß geworden ist und das man jetzt alte Werte verrate...

...mag alles sein, aber am Ende ist Panerai ein Wirtschaftsunternehmen, dass wie jedes andere auch Gehälter bezahlen muss und Geld verdienen möchte. Dazu sind die neuen Modelle hervorragend geeignet und da darf man nicht nur den deutschen Markt betrachten, Panerai agiert ja bekanntlich weltweit!

Die Sektflasche blieb bei mir in diesem Jahr zu, insbesondere, weil mein heiliger Gral (noch) nicht bei mir gelandet ist. Mal sehen, ob es nächstes Jahr wieder Grund zum Feiern gibt.


Gruß,

Oliver