Dienstag, 11. Februar 2014

Eine Taucher-Uhr mit Geschichte

Liebe Gemeinde!

Heute möchte ich eine Uhr vorstellen, die eine sehr schöne und gleichfalls besondere Geschichte hat. Sie fiel mir im Dezember mehr oder minder durch Zufall in die Hände. Sie gehört einer Freundin von mir, die ich über das Watchlounge Forum kennengelernt habe.

Was ist an dieser Uhr besonders...?

Nun, erst einmal ist sie sehr alt, älter als ich... In diesem Jahr feiert sie Ihren 50. Geburtstag. 



Ich habe das Foto ein wenig retuschiert, aber ich denke, dass man die ersten drei Ziffern der Seriennummer noch gut erkennen kann. Es ist die 117xxxx. Gemäß den einschlägigen Seiten im Netz (oysterinfo.de und oysterworld.de) handelt es sich demnach um eine Uhr aus dem Jahr 1964! Dies bestätigt sich auch durch den Stempel, der innen am Boden angebracht ist. Dieser ist gestempelt mit IV/64, was bedeutet, dass die Uhr im vierten Quartal 1964 gebaut wurde.

Auf der anderen Seite der Hörner findet sich die Referenz: 5513


Man erkennt sehr schön, dass die Uhr wahrscheinlich nie - oder wenn doch maximal ein- bis zweimal - poliert wurde. Die Ziffern sind nach all den Jahren noch sehr deutlich lesbar.

Okay, soweit so gut. Es ist eine 5513 aus 1964. Schön, aber die 5513 ist die mit Abstand am längsten gebaute Referenz der Submariner. Über 25 Jahre Laufzeit hatte diese Referenz. Was macht die Uhr also so besonders?

Sie verfügt über ein so genanntes Gilt Dial. Diese Dials sind sehr selten und nur noch wenige Uhren verfügen über die Originale.



Gilt Dial bezeichnet die verwendete Schrift, die im Gegensatz zu heutigen Modellen nicht in weiß sondern in goldener Farbe ausgeführt ist. Darüber hinaus verfügt die Uhr über goldene Zeiger. Der Lumina, in Tritium ausgeführt, wurde Zinksulfat beigemischt. Diese Lume kam bei den Gilt-Blättern wohl nur sehr kurze Zeit zum Einsatz (1964/65). Der Effekt ist, dass sie giftgrün leuchtet, wenn sie angestrahlt wird. Allerdings nur kurz. Altersbedingt strahlt das Tritium nicht mehr und nachts bleibt die Uhr daher dunkel.

Wie schafft es eine Uhr, nach fünfzig Jahren noch weitestgehend im Originalzustand erhalten zu sein?


Das ist relativ einfach. Sie wurde nur eine kurze Zeit getragen und verschwand dann in einer Schublade. So lief es auch bei der hier gezeigten Uhr und damit sind wir bei der schönen Geschichte dieser Uhr:


Für diejenigen, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, übersetze ich hier mal das vorgenannte Schreiben:

Paris, 26.12.2011

Diese Rolex Submariner 5513 wurde in Französisch Polynesien von 1965 bis 1966 eingesetzt.

Während eines Tauchganges ging die Lünette verloren und liegt nun auf dem Grund des Pazifik. Seit diesem Tag wurde die Uhr nicht mehr getragen.

Ein paar Worte zu ihrer Benutzung:

Das Zentrum der pazifischen Atomversuche beauftragte die Forschungsabteilung der Universität „L'Ecole Normale Superieure des Physique de Paris“, ein Seismographennetz über dem Meeresboden zu installieren, um die Auswirkungen der Nukleartests zu kontrollieren.

Nach einer Ausbildung bei Comex wurde die Mannschaft mit Rolex Submarinern ausgestattet. Diese Uhren wurden uns nach Abschluss der Versuche angeboten/überlassen. 

D.R.
.

Dieses Schreiben stammt vom Erstbesitzer, der die Uhr auf allen Tauchgängen getragen hat, bis ihm die Lünette verloren ging. Dann lag sie in der Schublade. Wenn die Uhr sprechen könnte, würde sie sicherlich ein paar tolle Geschichten vom Meeresgrund erzählen können. So wird uns das allerdings verborgen bleiben.

Die Uhr ging vom Erstbesitzer an einen Händler, der auf alte Rolex Uhren spezialisiert ist, und wurde von diesem aufwendig - ausschließlich mit alten Originalteilen - restauriert. Die Uhr hat eine Komplettrevision bei einem Rolex Uhrmacher. Es wurde ein neues altes Superdome-Glas, und eine neue alte Tritiumperle montiert. Die Zeiger wurden nicht getauscht, nur von unten fixiert, um die alte Lume zu erhalten. Ebenso wurde das Dial nicht aufgearbeitet. Es weist an einer Stelle leichten Rost auf, ist allerdings absolut original. Die Uhr wurde bei der Instandsetzung nicht poliert, um den Charakter, und den Originalzustand nicht zu verändern.


Das alte Glas und die Dichtung wurden aufbewahrt, um den Originalzustand zu dokumentieren.

Das montierte Rivetband ist jünger und wurde zur Uhr dazu gekauft, weil das Originalband anderweitig abhanden kam. Das Band ist professionell und gut aufgearbeitet worden und besitzt so gut wie keinen Stretch. 




Ich bin eigentlich kein großer Fan von Vintage Uhren, aber dieses gute Stück hat es mir wirklich angetan. Ich finde die Patina der Uhr wunderschön und bin begeistert, dass man es hier geschafft hat, sie weitestgehend im Originalzustand zu halten. Die Tauchgeschichte, die über einen Brief des Erstbesitzers belegt ist, macht sie wirklich zu etwas ganz Besonderem!


Das schöne an einer Rolex Submariner ist, dass sie auch nach fünfzig Jahren und einem Leben, dass man ihr ansieht, noch eine gute Figur macht. Dieses wundervolle, zeitlose Design macht den Reiz dieser Uhr aus...

...und ich bin noch immer ganz begeistert!

Vielen Dank für's Reinschauen!

Gruß,

Oliver

(Fotos: P.K.)

1 Kommentar:

  1. wow, ein wirklich sehr schönes Stück Uhrengeschichte und zugleich eine Uhr mit Geschichte. Hut ab so etwas findet man nicht oft!

    AntwortenLöschen